Nach Hause kommen

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Irgendwo auf dem Weg hatte ich mich verloren. Ich hörte auf, die Dinge zu tun, dich ich am meisten liebte. Immer seltener suchte ich die Orte auf, an denen ich am glücklichsten war. Ich aß nicht mehr, was ich so liebte. Meine Lieblingsbücher verstaubten in den Regalen.

Ich hörte auf, spontan zu tanzen oder in einer Tiefgarage zu singen. Ich zog mich von den Menschen zurück, die ich am meisten liebte.

Die Frau, nach der ich mich so sehr sehnte, verschwand unter einer Decke von Scham und Schuld. Ich hatte sie in einen dunklen Schrank weggesperrt und die Türe ganz fest verschlossen. Das Mädchen in mir, das Abenteuer liebte und sich mit Zwergen und Elfen unterhielt. Die junge Frau, die den Mund aufmachte, wenn es ihr zu viel wurde, oder etwas Ungerechtes geschah. Die Frau, die ihrer Sehnsucht folgte, um ihr Herz zum Singen zu bringen. Der Teenager, der gegen Raketen demonstrierte und im ehemaligen Konzentrationslager Theresienstadt nicht aufhören konnte zu weinen. Diese Frau lachte zu laut, nahm zu viel Raum ein und hatte keinerlei Interesse daran, irgend jemanden oder irgend etwas Macht in ihrem Leben einzuräumen, außer der allumfassenden göttlichen Präsenz. Sie war zu gefährlich, zu wild und zu frei.

Mein Gott, wie sehr ich sie liebte!

Und doch habe ich entschieden, dass mit ihr irgend etwas nicht in Ordnung ist. Teile von ihr schienen nicht liebenswert, nicht angepasst, nicht begehrenswert zu sein. Ich habe das immer und immer wieder in meinem Leben gemacht. Es schien keine bewusste Entscheidung zu sein. Mein Herz wurde mir zu oft gebrochen, ich wurde zu oft kritisiert, beschämt und abgewertet. Aber das war nicht das wirkliche Problem. Die wahre Ursache für die umfassende Trennung von mir selbst war, das ich glaubte, es könne wahr sein. Ich hätte einfach alles getan, um geliebt und anerkannt zu sein. Und genau dabei habe ich mich verloren.

Aber die Wahrheit ist, dass wir nicht verloren gehen können. Niemals. Es ist einfach unmöglich. Wir können nur vergessen, wer wir sind. Und das Gute daran ist, dass wir uns wieder erinnern können, wer wir sind. Irgendwann wird die Sehnsucht danach, frei zu sein, so groß, dass wir es einfach nicht mehr ohne unser vollständiges Selbst aushalten. Ich habe mich vermisst und wollte nur noch nach Hause kommen. Ich begann, wieder regelmäßig zu beten. Was nichts anderes ist, als bewusst mit der Quelle, mit Gott zu kommunizieren. Mit jedem Gebet erinnerte ich mehr und mehr, wer ich wirklich bin. Die Gebete flossen nur so aus mir heraus. Ich schrieb sie auf. Stück für Stück. Sie erleichterten mein Herz, sie schenkten mir Vergebung und Erlösung aus der Illusion der Trennung.

Ich habe meine Ehe verlassen. Ich wollte nicht mehr an einem Ort sein, an dem ich nicht wirklich gewollt bin. Es geht in keiner Weise um Schuld, sondern nur um die Tatsache, dass es keinen Ersatz für mein göttliches Selbst und damit für mein wahres Zuhause gibt.

Es ist ein köstliches Gefühl, nach Hause zu kommen. Im wahrsten Sinne des Wortes. Ich liebe die Sonne Kaliforniens, die wilden Berge Malibus, die einsamen Wanderwege, die Stille, das Meer. Ich liebe es, dass mein Buch so erfolgreich ist und über Nacht in die Bestseller-Liste bei Amazon geflogen ist. Ich liebe es, Zeit mit meinen Freunden zu verbringen, unter den Oliven-Bäumen zu sitzen und zu schreiben. Ich liebe es, die köstlichsten Mahlzeiten zu kochen, wilde Tiere zu fotografieren und einfach nur ich selbst zu sein. Alles ist gut. Und es wird von Tag zu Tag besser.

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4 Antworten
  1. Hannelore Pfeffer
    Hannelore Pfeffer says:

    Wie wundervoll Du dieses Verlieren – Wiederfinden – Aushalten beschreibst – ich wäre so gerne so frei und ich werde es schaffen. Danke Nicole

    Antworten

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