Wenn ich auf all die Dramen, die schmerzvollen Situationen, die damit verbundenen Konflikte und den Stress in meiner Vergangenheit blicke, erkenne ich, dass es einen gemeinsamen Nenner bei allem dafür gibt; Angst.
Und zwar Angst davor, in irgendeiner Form schuldig zu sein, was die Angst vor Bestrafung nach sich zieht. Ich habe genau das manifestiert, was ich erfahren habe. Ich habe mich tief in meinem Inneren in all meinen Beziehungen schuldig gefühlt. Nur weil ich glaubte, schuldig zu sein, habe ich so gut wie immer auf Schuld-Themen reagiert. Dieses diffuse Gefühl der Schuld begleitet mich, seit ich mich erinnern kann.
Schon als Kind habe ich mir die Strafe der Schuld auferlegt. Das war kein bewusster Prozess. Vielmehr habe ich die unbewussten Überzeugungen meiner Familie aufgenommen. Und zwar schlichtweg, um zu überleben. Ich habe mich schuldig dafür gefühlt, dass mein älterer Bruder mir eine Wunderkerze auf der Stirn ausdrückt. Ich habe mich schuldig gefühlt, weil meine Mutter unglücklich war und Trost im Alkohol suchte. Ich war in meinen Augen schuldig, weil mein Vater so oft nicht zu Hause war.
Mir war damals nicht klar, dass das meine Schuldgefühle auf einer Entscheidung von mir selbst beruhten. Diese Entscheidung beeinflusste auf sehr destruktive Weise sowohl mein Verhalten als auch meine Erfahrungen. Was ich wollte, das erfuhr ich. Es war eine schier endlose destruktive Kette aus Schuld, Angriff, Verteidigung und Bestrafung.
Damit habe ich etwas Macht über mich gegeben und es für mich real gemacht, was es in Wirklichkeit gar nicht gibt, weil Gott es nicht erschaffen hat – meinem Ego.
Das Ego ist das Symbol der Trennung, was lediglich ein anderer Begriff für einen gespaltenen Geist ist. Es ist auch ein Symbol der Schuld.
Was immer ich in meinem Geist akzeptiert habe, ist für mich wirklich. Für mich sind meine Beziehungen der Schlüssel für meine Heilung und die Erlösung von dem illusionären Konzept der Schuld. Was ich in dem anderen wahrnehme, das bestärke ich in mir. Wenn ich glaube, jemand mich mit etwas verletzt, was er tut oder sagt, dann verurteile ich ihn in meinem Geist als schuldig. Und mich selbst im gleiche Atemzug auch.
Der einzige Weg aus der Schuld und der damit verbundenen Angst vor Bestrafung liegt in meiner Macht, mich zu entscheiden. Ich treffe in jedem Augenblick in meinem Geist eine Entscheidung. Und zwar entweder für das Ego und damit für Trennung und Schuld, oder für meinen Inneren Lehrer und damit für die Schuldlosigkeit und für die Liebe.
Es gibt eine einfache Frage, die sehr hilfreich für diese Entscheidung ist: „Was will ich?“ Ich entscheide mich dafür, das, was die Angst tief in mir verborgen gehalten hält, dem Licht auszusetzen. Alles, was ich als furchterregend wahrnehme, hole ich aus dem Verborgenen ans Licht, schaue es mir an und übergebe es meinem Inneren Lehrer, damit ich es neu deuten kann. So wird die Angst aufgelöst und stattdessen kann die Liebe treten.
Ich kann mich nicht alleine verstehen. Ich brauche dazu einen Lehrer, der mich und den anderen so sieht, wie wir in Wirklichkeit erschaffen wurden. Jedes Mal, wenn ich zulasse, dass ich mich schuldig fühle, bestärke ich den Irrtum und vermeide, dass dieser aufgehoben wird.
Die Macht der Entscheidung ist alles, was ich habe. Jedes Mal, wenn ich nicht glücklich bin, weiß, ich, dass ich mich falsch entschieden habe. Da ich mich falsch entschieden habe, kann ich mich genauso gut anders entscheiden. Und das bedeutet nicht, dass ich alles mit mir machen lasse. Ganz im Gegenteil. Aber zuerst muss ich ein einen klaren Geist haben, bevor ich handle.
Es liegt bei mir, wohin ich schauen will, um mich selbst zu finden. Meine Geduld mit dem anderen ist in Wahrheit meine Geduld mit mir selbst. Und ich habe mich dafür entschieden, dass ich diese Geduld wert bin.