Blog – WIE ICH DIE GEGENWART VERLOR UND SIE WIEDERFAND
Gestern habe ich alte Unterlagen sortiert. Darunter befanden sich meine gesamten Prozessakten. Während ich meine 3 Kinder alleine groß gezogen habe, wurde ich regelmäßig von meinem Ex-Mann verklagt. Obwohl ich ihn verlassen hatte, sorgten diese Verfahren dafür, dass ich mich ständig mit ihm beschäftige.
Ich stehe vor einem Berg von Papieren, vor allem Anklagen und Beschuldigungen und ich spüre, wie mir die warmen Tränen über meine Wangen rollen. Bilder tauchen auf von einem ständigen Kampf. Von Angriff und Verteidigung. Damals habe ich verzweifelt nach einem Ausweg aus diesem Krieg gesucht. Ich wollte einfach nur in Frieden mit meinen Kindern leben. Ich wollte ihnen eine unbeschwerte und glückliche Kindheit schenken. Einen wirklichen Ausweg aus diesem Krieg und damit einen dauerhaften Frieden habe ich nicht gefunden. So etwas wie einen Waffenstillstand gab es von Zeit zu Zeit. Aber es war immer nur eine Frage der Zeit, dass der Krieg wieder ausbrach. Es gab keinen Frieden.
Während mir all diese Bilder durch den Kopf gehen, wird mir klar, dass es vollkommen verrückt ist, was gerade geschieht. Ich spüre es an den starken körperlichen Auswirkungen wie meinem extremen Unwohlsein.
Ich nehme die Vergangenheit in diesem Augenblick wahr und mache damit Illusionen wirklich. Indem ich diese Illusionen in Frage stelle, bemerke ich, wie absolut verrückt das ist, was ich gerade mache. Indem ich mich an die Vergangenheit erinnere und auf eine bestimmte Weise, nämlich mit Groll und Scham, auf die darin vorkommenden Menschen reagiere, bin ich nicht mehr in der Lage, die Wirklichkeit so zu sehen, wie sie jetzt ist. Es erscheint mir absolut natürlich, die vergangene Erfahrung als Referenzpunkt für mein Urteil in der Gegenwart zu verwenden. Das kostet mich meinen Frieden. Ich frage mich, ob ich bereit bin, auf alle Beteiligten ohne jeglichen Bezug zu einer Vergangenheit zu schauen. Die Antwort ist, dass ich keine Angst mehr vor dem Licht habe. Ich entscheide mich, die Dunkelheit nicht länger als meine Geisel in meinem Geist festzuhalten. Es gibt keine Schuld.
Ich lasse die Vergangenheit jetzt los und schaue ohne jegliche Verurteilung auf die Gegenwart. Eine tiefe Erleichterung erfüllt mich. Je nachdem, wie ich die Zeit verwende, kann sie mich erlösen, oder in einem dunklen Kerker in meinem Inneren Gefangenhalten.
Wunder sind absolut natürlich und jeder Tag sollte ihnen gewidmet sein. In diesem Sinne sind Wunder ein praktisches Mittel, um Heilung und damit Frieden zu erfahren. Und genau das will ich jetzt. Also beschließe ich, ein Wunder zu verwenden, um alle in die Prozesse involvierten Menschen, ohne jegliche Vergangenheit zu sehen. Ich merke, wie sich Widerstand in mir regt, als ob ich etwas Kostbares verlieren würde. Das ist die Stimme meines Egos, was Morgenluft wittert. Zu Recht, wie ich finde. Und dann schaue ich auf alle ohne jeglichen Fehler.
Ich lasse jedes Urteil und jede Verurteilung hinter mir und befreie mich selbst dadurch. Indem ich liebevoll auf die Gegenwart schaue, erkenne ich, dass hier die einzig wahren Dinge liegen, die ewig wahr sind. Die daraus resultierende dauerhafte Heilung lässt ihr Licht in mir erstrahlen.
Dieses Licht reicht zu allen Mitmenschen und ich bin berührt von der Verbundenheit und dem Gefühl des Eins Seins, das ich in diesem Moment erlebe. Dadurch, dass ich das Licht in ihnen sehe, werde ich mir meines eigenen Lichtes bewusster. Liebe führt immer zu Liebe. Die Gesetze der Liebe haben nicht aufgehört zu existieren, nur weil ich in einen tiefen Schlaf gefallen bin und all diese Albträume für wirklich gehalten habe. In all dieser Zeit war ich nicht alleine. Und in Wirklichkeit habe ich auch gar nicht geschlafen.